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Reform der FIH Pro League: Mini-Turniere statt Einzelspiel-Termine

06.04.2022

Die FIH Pro League steht vor den wohl größten Veränderungen ihrer bislang noch jungen Geschichte. In der im Herbst 2022 beginnenden vierten Saison dieser Weltliga mit den besten neun Damen- und neun Herren-Nationalmannschaften wird es keine reinen Einzelspiel-Termine mehr geben. Mit sogenannten Mini-Turnieren sollen vor allem Termine gespart und Reisestrapazen verringert werden.

Am 24. März verkündete der Welthockeyverband diese neuen Pläne. Die jeweils neun beteiligten Mannschaften spielen ihre 16 Saisonpartien (doppelte Runde jeder gegen jeden) nicht mehr wie in der Premierensaison 2019 als einzelnes Heim- und einzelnes Auswärtsspiel und auch nicht mehr im „Doppelpack“ einer einzelnen Paarung (wie 2021), sondern an kleinen Spieltagen, an denen drei oder maximal vier Mannschaften an einen Ort zusammenkommen sollen. Gegen jeden Gegner wird dort zweimal gespielt. Die Planer haben für die Saison 2022/23 insgesamt sieben solcher Mini-Turniere vorgesehen. Gespielt werden sollen sie im Zeitraum zwischen 28. Oktober 2022 und 5. Juli 2023 in Australien, Argentinien, Belgien, England, Indien, Niederlande und Neuseeland.

Gleichzeitig bestätigte die FIH, dass in der neuen Saison die im laufenden Wettbewerb wegen der Pandemie pausierenden Mannschaften von Australien und Neuseeland wieder ins Teilnehmerfeld zurückkehren werden und die Damenteams aus Spanien und Indien sowie die Herrenmannschaften von Frankreich und Südafrika als bisherige Nachrücker wieder ersetzen. 

FIH-CEO Thierry Weil erklärte zu den Neuerungen: „Die FIH Hockey Pro League ist immer noch ein relativ junger Wettbewerb. Deshalb ist es unsere Pflicht, gemeinsam mit den teilnehmenden Nationen eine regelmäßige Überprüfung vorzunehmen und gegebenenfalls Anpassungen zur Verbesserung vorzunehmen. Der neue Zeitplan ist besser für die Athleten, besser für die Gastgeber, besser für Fans und besser für die Umwelt!“

Beim Deutschen Hockey-Bund, seit Start dieser „stärksten Liga der Welt“ (Pro-League-Eigenwerbung) mit Damen- und Herrenteams dabei, ist man ob der grundsätzlichen Richtungsentscheidung zufrieden. „Prinzipiell begrüßen wir den Vorstoß der FIH, die Pro League in ihrer gesamten Durchführung effizienter und kostenbewusster (das heißt mehr Spiele pro Reise/Maßnahme) und mit mehr Rücksicht auf den nationalen Spielverkehr in Europa zu gestalten. Wir sind etwa sehr froh darüber, dass die Bundesliga in der Saison 2022/23 viel mehr Spielräume erhält als in der jüngeren Vergangenheit. Das muss für die weitere Zukunft unbedingt fortgeschrieben werden“, erklärte DHB-Sportdirektor Christoph Menke-Salz auf DHZ-Anfrage. Auch die Bundestrainer sehen einen „Schritt in die richtige Richtung“ (Herren-Coach André Henning) und „weniger Termine und weniger Reiserei“ (Damentrainer Valentin Altenburg) als Vorteil für die Athletinnen und Athleten. Henning vermutet, dass die FIH-Entscheidung auch „eine Folge des Feedbacks aus den vier europäischen Topligen“ gewesen sei, allerdings werde die neue Form „den ursprünglichen Charakter der Pro League als ,Home&Away‘-Liga verändern“ (Altenburg). 

Einen Heimspielort für Pro-League-Spiele wie hier Düsseldorf kann DHB-Sportdirektor Christoph Menke-Salz (Zweiter von rechts; zusammen mit Sven Poloczek, DSD; Nationalspielerin Elisa Gräve und NRW-Vertreter Bernhard Schwank; von links) für die Saison 2022/23 nicht präsentieren. Foto: Breithaupt

Was bei den DHB-Sportverantwortlichen freilich nicht so gut ankam, ist die Tatsache, dass Deutschland in der Premierensaison des neuen Systems nicht als Ausrichter eines dieser kleinen Spieltagsturniere berücksichtigt wurde. „Es hat gegenüber der FIH keinen konkreten Bewerbungsprozess für die HPL Mini-Tournaments gegeben, sondern vielmehr intensive, kontroverse, aber konstruktive Diskussionen, wer in diesem ersten Jahr der ,neuen‘ Pro League ausrichtet. Natürlich haben wir nachdrücklich den Wunsch hinterlegt, in der Saison 2022/23 ausrichten zu können“, unterstreicht Menke-Salz das deutsche Interesse. Dass man nun erstmal keine Heimspiele haben werde, „ist natürlich für uns und auch die deutschen Fans ein Nachteil“ (Henning) und „nicht ideal“ (Altenburg). Der Sportdirektor geht aber davon aus, dass es im Anschluss auch wieder anders kommt. Menke-Salz: „Je nachdem, wie die Pro League danach fortgesetzt wird, ist es für uns auch eine unverrückbare Bedingung, in Zukunft auch wieder regelmäßig als Ausrichter berücksichtigt zu werden.“

Das deutsche Hockey-Publikum kann die A-Nationalteams im eigenen Land erstmal noch bei den anstehenden Pro-League-Spielen der Saison 2021/22 (am 4./5. Mai in Mönchengladbach, am 21./22. Mai in Berlin und am 11./12. Juni in Hamburg) sowie in anderen Wettbewerben spielen sehen. „Mit der Hallen-EM 2022 und der Feld-EM 2023 haben wir dennoch zwei hochattraktive Heim-Events in der Pipeline, und wir werden auch außerhalb der Pro League versuchen, Heimspiele zur Vorbereitung zu veranstalten“, sagt der Sportdirektor, der weitere Fragen kommen sieht. „In welchem Format die Pro League darüber hinaus weiterzuentwickeln ist, natürlich auch hinsichtlich der Verteilung der Heimspiele, werden die kommenden Gespräche innerhalb unserer nationalen Gremien, aber auch mit unseren europäischen und globalen Partnern zeigen.“

Nach dem bisherigen Rahmenplan sind die beiden deutschen Teams jeweils zusammen bei folgenden Spieltagen in der Pro-League-Saison 2022/23 vorgesehen, wobei die jeweiligen Austragungsorte noch nicht detailliert bekanntgegeben wurden: 

 

  1. bis 9. November 2022: mit Belgien und Argentinien
  2. bis 15. Februar 2023: mit China und Australien
  3. bis 19. Juni 2023: mit Großbritannien
  4. bis 26. Juni 2023: mit Niederlande und Neuseeland
  5. Juni bis 5. Juli: mit USA (nur Damen) und Spanien (nur Herren)

 

Noch nicht offiziell verkündet, aber offenbar in der Planung ist die Neuerung, dass es erstmals auch sportliche Absteiger aus der Pro League geben soll. So soll der Tabellenletzte sein Teilnahmerecht für die folgende Saison verlieren. Der freiwerdende Platz soll vom Gewinner eines Qualifikationsturniers eingenommen werden (wenn bei diesem Nationalverband gewisse strukturelle Rahmenbedingungen gewährleistet sind). Bei den Damen soll hierzu ein sogenannter FIH Nations Cup im Dezember 2022 mit Kanada, Indien, Irland, Italien, Japan, Korea, Südafrika und Gastgeber Spanien stattfinden.     lim 

 

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