24.01.2023
Welch ein krachender Knockout. Die Herren-Nationalmannschaft von Rekord-Olympiasieger Indien, nach dem olympischen Bronzemedaillengewinn vor knapp eineinhalb Jahren in Tokio scheinbar wieder auf dem Weg zu Ruhmestaten wie in goldenen Zeiten, ist gescheitert. Offenbar war der Druck, es gerade im heimischen Land besonders gut machen zu wollen, zu groß. Der indische Traum vom zweiten Weltmeistertitel nach 1975 war schneller ausgeträumt, als das auch neutrale Beobachter vermutet hatten.
Allenfalls beim Auftaktspiel gegen Spanien (2:0) konnte die Mannschaft die Erwartungen weitgehend erfüllen. Das 0:0 gegen England war der erste Dämpfer, und beim abschließenden Gruppenspiel gegen Wales scheiterten die Inder bei der Notwendigkeit, mit mindestens sieben Toren gewinnen zu müssen, um direkt ins Viertelfinale einziehen zu können, kläglich. Es muss den indischen Hockeystolz tief verletzt haben, als der europäische WM-Neuling beim Stand von 2:2 sogar seinen Torhüter herausnahm und auf Sieg spielte. Aber das war nichts gegen die Enttäuschung, die Tage später im Cross-over-Duell gegen Neuseeland einkehren sollte. Die Tage des australischen Trainers Graham Reid, der das indische Team wieder in die Weltspitze zurückgeführt hatte, scheinen gezählt.
Niklas Wellen (Mitte) im Frankreich-Spiel. Die deutschen Herren absolvierten das erste von möglichen vier Entscheidungsspielen bei der WM in Indien mit 5:1 mehr als souverän. Jetzt wartet im Viertelfinale England. Foto: Worldsportpics
Und wie lautet die Zwischenbilanz der deutschen Mannschaft? Trotz des verpassten Gruppensieges kann man bisher mit dem Daumen nach oben zeigen. Bis auf das erste Spielviertel gegen Belgien sowie über kürzere Phasen auch mal gegen Japan und Korea sieht man eine spielstarke, konzentriert auftretende DHB-Truppe auf dem Platz, die sich vor niemandem zu verstecken braucht, wie der Großteil des Belgien-Gruppenspiels erkennen ließ. Dass die besondere Atmosphäre eines K.o.-Spiels die Spieler lähmt, wie ab und zu in der Vergangenheit geschehen, kann nach dem Cross-over-Spiel gegen Frankreich nun wirklich niemand behaupten. Auf dem hoffentlich noch andauernden Weg durchs Turnier war es vielleicht sogar ein Vorteil, diesen Zwischenschritt einlegen zu müssen. Jetzt wartet die nächste Stufe. England hat bisher einen bockstarken Eindruck hinterlassen, den Indern den Gruppensieg weggeschnappt und ein starkes Team wie Spanien ganz locker mal mit 4:0 vom Platz gefegt. Das wird am Mittwoch eine echte Herausforderung für die Truppe von André Henning. Aber es gibt wirklich keinen Grund, nicht selbstbewusst diese Hürde anzugehen.
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