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Niklas Benecke: „Jetzt noch an den kleinen Rädchen drehen“

23.04.2023

In der Bundesliga läuft’s wie geschmiert für die Damen des Mannheimer HC. Zum Rückrundenauftakt gab es mit dem 3:0 beim Berliner HC den elften Sieg im zwölften Ligaspiel. Als einziger Damen-Erstligist ist der MHC in der laufenden Feldsaison noch unbesiegt. Doch als Team, das sich für solch konstante Leistungen mit Titeln belohnt, ist Mannheim noch nicht bekannt. Die MHC-Damen verfolgt ein gewisser Finalfluch, wie die jüngste Euro Hockey Club Trophy an Ostern bewies. DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt hat sich darüber und natürlich über das anstehende Final-Four „dahoam“ mit MHC-Cheftrainer Nicklas Benecke (37) unterhalten.

Herr Benecke, der Ligastart zur kurzen Rückrunde verlief ganz gut für Sie und Ihre MHC-Damen?  
NICKLAS BENECKE: Ich kann zufrieden sein. Mit dem BHC haben wir aus der Hinrunde keine guten Erfahrungen gemacht, und daher waren wir ein bisschen gewarnt. Mit der Euro Hockey Club Trophy waren wir jedoch schon im „Game-Modus“, dadurch hatten wir sicherlich einen kleinen Vorteil. Insgesamt war das ein absolut souveräner Auftritt von unserer Seite aus. Defensiv haben wir wenig zugelassen, sodass unsere Torhüterin Karlotta Lammers nur einmal eingreifen musste. Offensiv konnten wir uns viele Kreiseintritte erarbeiten. Der Ertrag daraus war jedoch noch ausbaufähig. Wenn man bedenkt, wie viele Chancen wir letztendlich hatten, hätte sich niemand beschweren können, wenn wir noch das ein oder andere Tor nachlegen. 

Hätten Sie es aufgrund des Ergebnisses beim Europapokal dann nicht lieber andersherum gehabt, also dort eine gute Leistung und den Trophy-Gewinn und eine Niederlage in der Liga? Sie hätten in Wettingen schließlich den „Finalfluch“ ablegen können. Warum haben Sie diese Leistung beim Europapokal nicht abrufen können?
Fast alle Teams bei der Euro Hockey Club Trophy waren schon im Ligabetrieb. Wenn es jetzt ein Vorteil in der Bundesliga am Wochenende war, so war es an Ostern definitiv ein Nachteil. Das ist sicherlich ein Faktor. Zudem sahen wir das Wochenende noch als eine Art „Vorbereitungsturnier“ für die Liga. Trotzdem war unsere Zielsetzung, die Trophy zu gewinnen, keine Frage. Es geht ja auch um Punkte für Deutschland in der EHF-Wertung. Dass es jetzt wieder nicht geklappt hat und wieder gegen die Dragons, war eher Zufall. Die Finalleistung war allerdings auch nicht so, dass wir hätten sagen können, dass wir verdient hätten zu gewinnen. Die Dragons waren einfach schon abgeklärter.

Noch ohne Saisonniederlage: Trainer Nicklas Benecke und die MHC-Damen. Foto: Kaste
 
Gab es davor noch andere Vorbereitung für Ihr Team?
Wir hatten zwei Vorbereitungswochenenden davor: eines traditionell im Westen und eines zu Hause. Dazu hatten wir als Startschuss ein Teamwochenende in der Eifel. Wer den Terminkalender kennt, weiß jedoch, dass so viel Zeit in der Vorbereitung nicht mehr bleibt. Durch die Nationalmannschaftslehrgänge und das spätere Dazustoßen unserer Internationals in die Vorbereitung bleibt uns auch gar nichts anderes übrig. So war es logisch, in unserer Planung die Euro Hockey Club Trophy als Vorbereitung zu betrachten.
 
Wenn Sie also nochmal in der Situation wären, dort teilzunehmen, würden Sie sich dann anders vorbereiten?
Nein. Mein Kollege Nico Sussenburger hat es in Bezug auf die EHL glaube ich schon mal klarer formuliert. Um ehrlich zu sein, verstehe ich ihn da auch, weil eben die EHL einen viel höheren Stellenwert genießt als die Euro Hockey Club Trophy. Wir wussten schon vor dem Turnier, dass zwei Spiele der insgesamt vier Spiele nicht auf dem Niveau sein werden, wie wir es zum Beispiel aus der Bundesliga kennen. Es ist schlussendlich eine Medaille mit zwei Seiten, zum einen ist es richtig cool, dass man europäisch spielt und auch teils gefordert wird, aber zum anderen ist es eben doch nur die zweitklassige Veranstaltung.  
 
Sie haben in der Bundesliga schon eine beeindruckende Anzahl an Punkten gesammelt und arbeiten, so kann man sagen, auf das Final-Four zu Hause hin. Würden Sie sagen, dass sich das Team im Moment gut zusammenfindet?
Wir hatten letzten Sommer einige Veränderungen und hatten in der Hinrunde genug Zeit, mit den Abgängen umzugehen. Vor allem der Abgang von Sonja Zimmermann riss verständlicherweise eine große Lücke. Jedoch hat das Team, auch durch zwei starke Neuzugänge mit Julia Hemmerle und Lucia Jimenez, das super kompensieren können, auf ihre eigene Art und Weise. In der Halle ist der Kader natürlich nochmal anders dadurch, dass unsere fünf Internationals nicht dabei sind, aber das ist überhaupt nicht schlimm. Wenn wir dann im März immer wieder zusammenkommen, herrscht eine große Freude bei den Spielerinnen. Jetzt gilt es, an den kleinen Rädchen noch zu drehen Richtung Saisonendspurt und einem möglichen Final-Four zu Hause.
 
Was wären diese Rädchen nach Ihrer Bewertung?
Ach, das sind wie immer noch so einige. Ist ja nicht so, dass wir uns nur zum Schnittlauch schneiden treffen. Das sind zum Beispiel ganz klassische hockeytechnische und -taktische Themen. Aber natürlich auch mentale Themen. Grundsätzlich herrscht eine große Vorfreude auf das Final-Four in Mannheim. Das erste Ziel muss also sein, sich dafür zu qualifizieren. Aus den letzten beiden Jahren haben wir die Erfahrungen gemacht, dass das eine Hürde für uns darstellt und wir diese erst mal meistern müssen. Wir haben einen neuen Kunstrasen bekommen; ein neues Rädchen, was angegangen werden muss. Und so poppen immer wieder neue Themen auf. Schlussendlich wollen wir beim Final-Four in Mannheim dabei sein und ein gewaltiges Wörtchen mitreden bei der Titelvergabe.


Vielen Dank für das Gespräch!

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