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Jule Bleuel: „Platz vier ist nun unser Ziel“

27.04.2023

Mit zwei Siegen zum Start der Rückrunde hat sich für die Bundesligadamen des Münchner SC plötzlich einiges verändert. Statt sich lediglich auf die bessere Position im Abstiegskampf fokussieren zu müssen, ist für die Bayerinnen tatsächlich wieder die Teilnahme am DM-Viertelfinale in greifbare Nähe gerutscht. DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt hat darüber mit MSC-Nationalspielerin Jule Bleuel gesprochen. Die 22-Jährige erklärt den Wandel der Münchner Ziele.

Es war ein toller Rückrundenstart für den MSC, wie man es sich kaum besser wünschen kann – sind Sie gewissermaßen das Team der Stunde?
JULE BLEUEL: Auf jeden Fall. Es war an diesem Wochenende schon ein überraschender Sieg gegen den HTHC, allerdings hatten wir uns schon vorgenommen, dass wir die Punkte, die wir in der Hinrunde doch haben liegen lassen, nun zurückholen. Daher haben wir uns sehr auf die beiden ersten Gegner Flottbek und HTHC fokussiert und durch harten Kampf und ein bisschen Glück auf jeden Fall unsere ersten sechs Punkte erreicht.
 
War das der Fokus für Sie vor dem Rückrundenstart, dass Sie nach der Hinrunde gesagt haben, dass Sie diese Punkte dieses Mal nun haben wollen, oder war auch schon ein bisschen das Ziel, doch noch in die Play-offs zu kommen?
Das klare Ziel für die Rückrunde war, Platz fünf zu erreichen, aber dadurch, dass wir nun ja wirklich nur noch einen Punkt hinter Flottbek sind, würde ich schon sagen, dass unser Ziel jetzt für die letzten drei Spiele auch der vierte Platz sein sollte. Das ist nun unser Ziel. Dadurch, dass es alles so eng unten in dieser Gruppe ist – und dadurch, dass es nun möglich ist - wollen wir das auch erreichen.  
 
Es trennen ja Bremen, Flottbek und Sie letztlich nur jeweils ein Punkt. Insgesamt hat München bereits zwölf Punkte geholt – was ja auch für sich schon ganz schön ist. Haben Sie gedacht, dass Sie noch mal so dicht an Flottbek rankommen könnten, und wie ist das Gefühl, wenn man die andere Staffel anschaut?
Man guckt schon so ein bisschen in die andere Gruppe und denkt sich, dass wir mit der Punktzahl dort schon fast in den Play-offs wären, aber auf der anderen Seite wären wahrscheinlich Mülheim oder TSV Mannheim in der anderen Gruppe und dann wären die Play-offs sehr weit entfernt, weil sich dort ja Mannschaften mit mehr Punkten befinden. So gleicht sich das auch wieder aus. Wir hätten vor den zwei letzten Spieltagen auch nicht gedacht, dass wir noch mal so nah an den vierten Platz rankommen, aber jetzt ist es drin, und jetzt wollen wir es auch.  
 
Am nächsten Wochenende warten allerdings dann ja gleich die zwei Topteams Ihrer Staffel auf Sie. Wird das nochmal ein Härtetest, um zu sehen, wo der MSC tatsächlich steht?
Wir wollen da auf jeden Fall mit unserer besten Leistung reingehen. Düsseldorf und Köln sind auch zwei Gegner, die uns – so würde ich sagen – oftmals gut liegen. Vor allem gegen Köln spielen wir eigentlich meist gut, und jetzt ist ja jeder Punkt extrem wichtig. Schon deshalb werden wir versuchen, an wenigstens einen Punkt ranzukommen und setzen uns somit das Ziel, dass wir nicht mit null Punkten zurück nach München fahren.  
 
Wie denken Sie, dass Sie diesen Punkt holen können?
Wenn wir diesen Punkt holen wollen, dann müssen wir auf jeden Fall die Chancen nutzen, die wir im Spiel bekommen. Wir sind nämlich leider auch eine Mannschaft, die in der Vergangenheit oft viele Chancen hat liegenlassen, obwohl das schon ein bisschen besser geworden ist. Gegen Köln und Düsseldorf werden wir nicht viele Chancen haben, und da holen wir nur Punkte, wenn wir unsere Möglichkeiten vor dem Tor ganz klar nutzen. Das wird der Schlüsselpunkt des Wochenendes, dass wir die Chancen, die wir herausspielen können, auch vollenden.  

Jule Bleuel (Mitte) bedankt sich nach dem 1:0-Heimsieg über Harvestehude zusammen mit den Teamkameradinnen für die Unterstützung der Münchner Fans. Foto: Förster
 
Hört man da heraus, dass Sie denken, dass die MSC-Defensive ganz gut steht?
Ich würde sagen, dass uns die Defensive in den letzten beiden Spielen stark gemacht hat und wir auch so ins Spiel reinkommen. Wir haben mit Seli Müller auch eine super Torhüterin im Kasten, auf die man sich verlassen kann – aber auf jeden Fall muss die Defensive am Wochenende 1a sitzen, da ja Düsseldorf und Köln beide Teams sind, die ihre Angriffe gut zu Ende spielen und vor dem Tor konsequent sind. Und trotzdem muss unsere Offensive, wenn wir einen Punkt holen wollen, auch die Chancen nutzen.  
 
Für Sie persönlich läuft es ja auch sehr gut, Sie haben Ihr Debüt in der Nationalmannschaft gegeben. Wie erleben Sie das?
Letztes Jahr im Februar war mein erster Lehrgang, und da durfte ich mal etwas reinschnuppern. Und es hat mich sehr gefreut, dass ich nun in den festen Kader berufen wurde. Es ist richtig toll, jeder Lehrgang macht Riesenspaß – auch von der Mannschaft her ist es großartig – man fühlt sich richtig wohl und will natürlich auch dabeibleiben und alles geben. Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr Richtung EM so lange wie es nur geht dabeibleiben darf.

Hat die Erfahrung der Nationalmannschaft viel Zusätzliches für Ihr Spiel im Verein gebracht?
Auf den ganzen Lehrgängen spielt man auf einem ganz anderen Niveau, mit viel mehr Tempo, und es ist einfach noch mal eine völlig neue Erfahrung, sich mit den Besten zu messen und auch mit ihnen spielen zu dürfen. Das bringt für den Verein ein bisschen was mit, auch, dass man ein wenig mehr die Führungsrolle übernimmt und natürlich auch Sachen mit einbringt, die man in der Nationalmannschaft mitnimmt. 

Sonst studieren Sie?  
Ja in München im zweiten Semester Psychologie an der LMU. Davor habe ich in München zwei Jahre Jura studiert, aber das war nichts für mich, und so habe ich mich entschieden zu wechseln und bin mit Psychologie nun sehr zufrieden– das macht richtig Spaß. Das ist genau meins.
 
Und Sie kommen vom ESV München?  
Dort habe ich bis 2017 gespielt, und als es Richtung Damenbereich ging, bin ich zum MSC gewechselt.  
 
... wie auch andere Spielerinnen in Ihrer Mannschaft?
Ja, der MSC ist der einzige Verein in München mit einer richtig guten Damenmannschaft. Es sind einige vom ESV dort, mit denen ich zusammengespielt habe, wie Joana Boehringer und Cara Sambeth. Mit den beiden habe ich Hockey angefangen, sie sind ein und zwei Jahre jünger als ich, aber seit wir zehn sind, spielen wir zusammen.  
 
Ist das nun von Vorteil im Team?
Ich glaube, es bringt schon einen positiven Effekt mit sich, weil wir uns sehr gut kennen, wir sind super eingespielt, vor allem Joana und ich, weil wir schon so ewig zusammenspielen, wir haben eine super Verbindung auf dem Platz, wir wissen wo der andere steht und was der andere braucht. Es hilft, wenn man sich schon viel länger kennt und weiß, wie der andere auf dem Platz tickt.  
 
Mal etwas weiter vorausgeschaut: Das letzte Spiel gegen den Bremer HC könnte dann noch äußerst entscheidend sein, wer oben und wer unten mitspielt. Schauen Sie bereits soweit nach vorn?
Natürlich konzentrieren wir uns auf das nächste Bundesligawochenende, aber man hat das Bremen-Spiel schon im Hinterkopf, es wird entscheidend werden. Hinzu kommt, dass wir in Bremen spielen. In der Hinrunde war das Spiel gegen Bremen sehr schwierig, und es wird noch einmal eine richtige Herausforderung, aus Bremen die drei Punkte mitzunehmen. Da kommt zum Ende der Saison noch einmal eine Nummer auf uns zu.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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