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„Haben den größten Teil des Frustes schon in Hamburg gelassen“

29.04.2023

Im spannenden Dreikampf um die besten Plätze (hinter Tabellenführer Mannheimer HC) in der Staffel B der 1. Bundesliga Herren sind die beteiligten Teams am zurückliegenden Wochenende direkt aufeinandergetroffen. Gewinner und Verlierer waren danach leicht auszumachen: Die Hamburg-Vertreter Polo und Club an der Alster triumphierten, während der Berliner HC ziemlich gerupft den Rückweg in die Hauptstadt antreten musste. DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner zieht im Doppel-Interview mit den Trainern Sebastian Biederlack (41; Alster) und Darren Cheesman (37; BHC) Bilanz.

Herr Biederlack, wie zufrieden sind Sie, wenn Sie nach diesem Wochenende auf die Tabelle der Staffel B blicken?
BIEDERLACK: Ich bin zufrieden, ja. Das Spiel am Samstag war spielerisch und vor allem in puncto Teamleistung sehr gut. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir eine sehr gute Leistung gezeigt, die mich zufrieden stimmt. Uns war auch bewusst, dass es im Hinblick auf die Tabelle ein sehr bedeutsames Spiel war, aber es ist auch noch ein gutes Stück zu gehen, bevor man endgültig auf die Tabelle blicken kann.

Im Hinspiel verlor Ihre Mannschaft noch denkbar knapp mit 1:2 in Berlin. Im Rückspiel führt dieselbe Mannschaft nach 30 Minuten mit 4:0. Was war der Schlüssel zu diesem deutlichen Erfolg gegen den direkten Konkurrenten?
Ich glaube, dafür waren zwei wichtige Gründe ausschlaggebend. Wir standen defensiv deutlich kompakter und haben auch offensiv im gegnerischen Kreis besser ausgesehen als noch im Hinspiel.

Alster-Chefcoach Sebastian Biederlack hat mit seinem Hamburger Bundesligateam ein Etappenziel erreicht. Mehr soll kommen. Foto: Wegerich

Die Viertelfinal-Teilnahme ist nun spätestens nach diesem Wochenende sichere Sache. Das erste Etappenziel dürfte vermutlich erreicht sein. Wie lautet nun Ihre Vorgabe an die Mannschaft für die verbleibenden drei Partien?
Wir wollen diesen dritten Platz verteidigen oder im Idealfall noch weiter nach oben klettern. Unsere Ziele definieren sich aber nicht nur über die Tabelle, sondern auch in der spielerischen Entwicklung. Da haben wir weiterhin klare Ziele, denen wir weiter nachkommen wollen.
In den vergangenen Jahren galt Alster oftmals als „Wundertüte“. Teilweise glänzte die Mannschaft mit Topleistungen, teilweise sorgte dieselbe Mannschaft für Fragezeichen. Würden Sie unterschreiben, dass mittlerweile mehr Konstanz in den Leistungen eingekehrt ist?
Das hoffe ich zumindest, dass wir ein bisschen mehr Konstanz aufweisen können (lacht). Ja, das nehme ich auch so wahr. Wir sind deutlich konstanter in unseren Abläufen und gelernter, was bestimmte Szenarien angeht.

Und im Viertelfinale wünschen Sie sich welchen Gegner und trauen Ihrer Mannschaft was zu?
Wir wollten das Viertelfinale erreichen, das haben wir jetzt geschafft. Und klar ist, wenn wir das Viertelfinale bestreiten, wollen wir die Spiele auch erfolgreich bestreiten. Auf wen wir dann eventuell treffen oder ob wir einen Wunschgegner haben, ist nicht Teil meiner Planung. Wir gucken auf uns, auf unser Spiel und unsere Leistung. Natürlich bereiten wir uns auf den Gegner dann vor dem Spiel auch vor, aber zum jetzigen Zeitpunkt wäre es sowieso nicht möglich, eine Prognose zu treffen, wer in Staffel A auf welchem Platz landet.

2:4 und 1:9 - zwei deutliche Niederlagen gegen zwei direkte Konkurrenten. Sicherlich ein Wochenende zum Vergessen für Sie und Ihre Mannschaft. Haben Sie es schon aus dem Kopf bekommen oder sitzt der Ärger darüber noch tief, Herr Cheesman?
CHEESMAN: Nein, ich denke, dass wir den größten Teil des Frustes schon in Hamburg gelassen haben. Wir wissen selbst, dass wir am Wochenende weit unter dem Level gespielt haben, das wir in dieser Saison schon gezeigt haben und das in dieser Mannschaft steckt.

Was sagen Sie Ihrer Mannschaft nach so einem Wochenende, das ganz untypisch für den BHC der vergangenen Jahre und auch dieser Saison ist?
Wir haben schon über die wichtigsten Punkte gesprochen. Es ist nie schön, neun Tore in einem Spiel zu kassieren. Das ist hart. Aber wir müssen die Spiele und die Leistung in den richtigen Kontext rücken und uns daran erinnern, was uns stark macht und uns diese Saison schon ausgezeichnet hat. Es spricht für uns, dass wir gegen Alster vielleicht der Favorit auf drei Punkte waren und erwartet wurde, dass wir gegen Polo auch einen Punkt gewinnen können. Wir müssen uns einfach wieder auf unsere Stärken besinnen und zurück in unseren Rhythmus gelangen.

In der vergangenen Hallensaison mischte BHC-Trainer Darren Cheesman (in rot) gelegentlich in der Regionalligamannschaft des Berliner HC mit. Foto: Ebeling
 
In der Hinrunde sahen die Ergebnisse noch ganz anders aus. Dort gewannen Sie mit 2:1 gegen Alster und trotzten dem Hamburger Polo Club beim 2:2 einen Punkt ab. Was war dieses Mal ausschlaggebend für diese gegensätzlichen Resultate?
Im Spiel gegen Alster haben wir nur wenig davon gemacht, was wir bisher in dieser Saison sehr gut gemacht haben. Wir haben ganz viele Basics aus unserem Matchplan einfach vermissen lassen - und unsere Chancen dann auch nicht genutzt. Alster hat im zweiten Viertel zudem auch richtig, richtig gut gespielt. Sie haben uns schlichtweg für unsere Fehler und Fahrlässigkeit bestraft. Wir haben zu spät angefangen, unsere Leistung abzurufen, obwohl ich auch sage, dass es einfacher ist, gut zu spielen, wenn man schon 0:4 zurückliegt. Am Sonntag haben wir gegen einen frischen Hamburger Polo Club gespielt, und wir waren ein bisschen müde - auch wenn das alles andere als eine Entschuldigung sein soll. Wir hatten viel Ballbesitz, viele Kreiseintritte und unglaublich viele Ecken. Wir haben unsere Chancen aber nicht genutzt, und das hat Polo bestraft. Sie hatten unglaublich gute Konter und eine starke Strafecke mit Kane Russell. Sie haben mit ihren Stärken unsere Schwächen an diesem Tag eiskalt ausgenutzt.

Im Kampf um die besten Platzierungen für das Viertelfinale war das in jedem Fall ein herber Rückschlag. Erholt sich Ihre Mannschaft noch davon, oder ist es für Sie gar nicht ausschlaggebend, auf welchem Platz der BHC am Ende steht und auf welchen Gegner Ihre Mannschaft dann im Viertelfinale trifft?
Tatsächlich hatte ich mir erhofft, dass wir am Wochenende mindestens vier Punkte sammeln können. Das Ergebnis ist: null von vier erhofften Punkten. Das ist ein herber Rückschlag. Hätten wir unser Minimalziel erreicht, wären wir komfortabel vor Alster und mit einem Spiel mehr vor Polo. Jetzt sind wir in der Situation, dass Platz drei wohl noch das Beste ist, was wir erreichen können. Wir müssen aber viel mehr wieder den Fokus auf uns lenken. Jetzt sind nicht Ergebnisse oder unsere Platzierung entscheidend. Jetzt gilt es, sich wieder auf uns zu konzentrieren. Egal gegen wen wir spielen, wir müssen bereit sein. Ob es dann gegen Köln ist oder ob wir zweimal auswärts spielen müssen, spielt gerade keine Rolle. Wir müssen zum richtigen Zeitpunkt bereit sein.


Vielen Dank für das Gespräch!

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