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Hannes Müller: „Ich sehe uns als kleine Heimmacht“

18.05.2023

Auch wenn sein UHC Hamburg mit einer Niederlage ins Play-off startete, bleibt Hannes Müller demonstrativ entspannt. Der junge Weltmeister (nur noch wenige Tage 22 Jahre alt) ist überzeugt davon, dass seine Uhlenhorster vor allem zuhause stark genug sind, die Viertelfinale-Serie gegen den Club an der Alster noch umbiegen zu können. Im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner, gleichzeitig Teamkamerad von Müller bei der U21-WM 2022, sondiert der UHC-Mittelfeldmann die Lage.

Hannes, wie sieht die Gefühlslage zwei Tage nach der Derby-Niederlage im ersten Viertelfinalspiel gegen Alster aus?
HANNES MÜLLER: Gemischt. Ich bin immer noch deutlich genervt darüber, dass und wie wir das Spiel verloren haben, aber der Blick geht schon wieder nach vorne. Es ging in Ordnung, dass wir verloren haben, aber ich bin guter Dinge, dass wir die Serie zuhause wieder umdrehen können.

3:1 für Alster lautete am Ende das Ergebnis eines eigentlich ausgeglichenen Spiels. Was war aus Deiner Sicht ausschlaggebend für die wohlgemerkt erste Niederlage in diesem Jahr?
Ehrlicherweise waren wir einfach nicht zwingend genug, um genug Tore zu schießen. Wir verwandeln zwar die Ecke zum 1:1, welche unser Dosenöffner für das Spiel hätte sein können, aber danach fangen wir uns dann ein unglückliches Gegentor. Und dann waren wir am Samstag einfach nicht zwingend genug, um erneut den Ausgleich zu erzielen. Im gegnerischen Viertel waren wir an diesem Tag insgesamt viel zu harmlos. So wie wir das gespielt haben, kann man gegen Alster kein Viertelfinale gewinnen.

Eine absolut umrühmliche Seltenheit gab es dann noch in der Schlussphase des Spiels. Dein Mitspieler Michel Struthoff sah glatt die Rote Karte. Was war der Grund für den Platzverweis und war die Hinunterstellung Struthoffs Deiner Meinung nach gerechtfertigt?
Da muss ich jetzt ein bisschen vorsichtig sein. Er bekommt die Karte am Ende aufgrund einer Beleidigung. Was genau gesagt wurde, habe ich nicht mitbekommen und will Michel auch in Schutz nehmen. Natürlich ist die Rote Karte zwei Minuten vor Spielende im ersten Viertelfinale sehr unclever, aber das weiß Michel selbst am besten und ärgert sich auch am meisten über sein Verhalten. Damit hat sich die Sache für mich persönlich und die Mannschaft aber auch erledigt.

Hannes Müller bleibt trotz der Auftaktniederlage im Play-off ruhig und setzt auf die Heimstärke. Foto: Tischler

Wie sehr wird Euch der Offensiv-Allrounder nun fehlen im zweiten Spiel?
Er wird uns sehr fehlen. Ohne Michel wird es für uns noch einmal schwieriger. Michel ist ein Spieler, der offensiv immer gefährlich sein kann und auch ist. Wenn ich eben sagte, dass wir nicht zwingend genug waren, fehlt mit ihm natürlich eine Offensivkraft, die genau das erzwingen kann.

Eigentlich sorgte der UHC dieses Jahr ausschließlich für erfreuliche Schlagzeilen. In der Rückrunde seid ihr ungeschlagen geblieben und verpasstet Platz eins in Staffel A am Ende nur denkbar knapp. Könnt Ihr Eurer „Favoritenrolle“ nächstes Wochenende wieder gerecht werden?
Ich bin genau deswegen gerade sehr entspannt. Wir spielen ein unfassbar gutes Jahr und gute Saison im Allgemeinen. Wir haben immer wieder gezeigt, dass wir mit Rückschlägen umgehen können - auch wenn das am Samstag nicht geklappt hat. Wir sind seit September zuhause ungeschlagen. Ich sehe uns schon als kleine Heimmacht. Ich bin entspannt und freue mich. Mit der Unterstützung unserer Fans, die am Samstag schon überragend war, können wir die Serie noch drehen.

Es gab in den ersten Viertelfinal-Spielen einige Favoritenstürze und Überraschungen. Wie schätzt Du die Hockeyliga, die Viertelfinalserien und die Chancen auf die Endrunde dieses Jahr ein?
Ich würde uns erst einmal nicht als „Favoriten“ betiteln. Die anderen Ergebnisse zeigen aber, wie eng die Liga ist und wie interessant diese K.o.-Spiele sind. Es zählt jetzt, in diesen Spielen abzuliefern. Sowohl Krefelds Sieg als auch Berlins Heimerfolg sind für mich deswegen auch keine großen Überraschungen. Auch in einem Stadtderby ist alles möglich. Es kommt auf die entscheidenden Spiele an. Und dann ist diese Liga einfach stark genug, um auch für vermeintliche Überraschungen zu sorgen. Ich würde gerade ungern wetten wollen, wer am Ende in die Endrunde einzieht (lacht).

Nicht nur der UHC hat in dieser Saison auch eine steile Entwicklung hingelegt, sondern auch Deine persönliche Karriere. Seit Anfang des Jahres darfst du dich Weltmeister nennen und scheinst nun zum festen Stamm der Nationalmannschaft zu zählen. Hat sich dein Standing seitdem in der Mannschaft oder der Liga verändert?
Ja, es ist schon ein anderes Standing in der Mannschaft und vielleicht auch in der Liga. In erster Linie fühle ich mich gerade aber sehr wohl und habe großen Spaß am Hockey. Mit solchen Ergebnissen - sowohl im Verein und in der Nationalmannschaft - macht es natürlich mehr Spaß. Deswegen: Ich spüre schon, dass es ein anderes Standing ist, aber in erster Linie fühle ich mich einfach wohl und habe Spaß.

Und mit diesem Elan nimmst Du auch voll Kurs auf die EM im Sommer?
Jetzt gilt der volle Fokus erst einmal der Liga und meinem Verein. Danach lege ich den Fokus voll auf die Europameisterschaft. Man hat die Bilder der Weltmeisterschaft von 2006 und der EM 2011 als kleines Kind noch im Kopf. Da würde schon ein kleiner Traum in Erfüllung gehen, in diesem Stadion vor heimischem Publikum um so einen Titel zu spielen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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