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Horst Ruoss: Verdienste für ein ganzes Buch

26.06.2023

Seine Verdienste im Hockeysport würden ausreichen, „ein ganzes Buch darüber zu schreiben“, sagte Henning Fastrich über den diesjährigen Empfänger der Paul-Reinberg-Plakette. Und der Präsident des Deutschen Hockey-Bundes hatte bei seiner Laudatio damit bestimmt nicht maßlos übertrieben. Horst Ruoss hat eine ungeheuerlich große Vita als Hockeytrainer vorzuweisen. Die Auszeichnung des Stuttgarters mit der höchsten Ehrung, die der DHB zu vergeben hat, war eigentlich längst schon überfällig. In Mannheim im Rahmen der DM-Endrunde händigte Fastrich dem 85-Jährigen diese Plakette nun aus, die normalerweise beim Bundestag verliehen wird.

Dass Horst Ruoss Anfang Mai nicht in Berlin bei der ordentlichen DHB-Mitgliederversammlung anwesend sein konnte, ist bezeichnend für das immer noch erfüllte Hockeydasein des Schwaben. „Ich hab‘ erst eine Woche davor von der geplanten Ehrung durch den Anruf des Präsidenten erfahren. Aber ich hab‘ ihm da gleich abgesagt, da ich an dem Wochenende Coaching-Aufgaben hatte und meine U12-Jungs nicht wegen dieser Sache im Stich lassen wollte“, sagt Ruoss über sein Nicht-Erscheinen in Berlin.
Nachdem der 1938 geborene Stuttgarter mit elf Jahren beim ESV Rot-Weiss Stuttgart mit dem Hockey in Berührung kam und als 15-Jähriger zur Hockeyabteilung des VfB Stuttgart wechselte, entwickelte sich bei Horst Ruoss rasch das Interesse, sich nicht nur als Spieler zu entwickeln. „Der Ehrgeiz, es besser zu können und weiterzugeben, Kinder und Jugendliche für diese Sportart zu begeistern und Teams zu formen, hat mir immer viel Spaß gemacht“, schrieb er mal über den frühen Beginn einer Übungsleiter- und Trainerkarriere, die ihresgleichen sucht.
Über den Verein und den Landesverband Württemberg kam er auch bald mit dem DHB in Berührung. Schon 1968 begleitete Ruoss erste Jugend-Nationalteams und war auch derjenige, der Deutschlands Junioren 1977 zum ersten Europameisterschaftstitel führte. Und das Ganze als nebenberuflicher Trainer. Als der Dachverband ihn hauptamtlich verpflichten wollte, ging er doch lieber zurück ins „Ländle“, führte dort die Vereinsteams des HC Ludwigsburg und später des HTC Stuttgarter Kickers in die Bundesliga. Ab Mitte der 80er Jahre wurde tatsächlich ein Hockey-Fulltime-Job (beim HTC) aus dem bisherigen Hobby neben einem Berufsalltag als Verkaufsleiter im graphischen Bereich.

Aus den Händen von DHB-Präsident Henning Fastrich (links) bkam Horst Ruoss beim Final-Four in Mannheim die Paul-Reinberg-Plakette überreicht. Foto: Kaste

Als ob dies alles nicht schon genug wäre, machte sich Horst Ruoss ab 1999 im Österreichischen Hockey-Verband stark, bündelte die Kompetenzen als Nationaltrainer und Sportwart im Verband und legte in dieser Zeit letztlich auch die Grundlage für das Erstarken des Nachbarlandes. Was im Endeffekt auch dazu führte, dass Ruoss aus der Hand eines österreichischen Bundeskanzlers für seine mehrjährige Tätigkeit ausgezeichnet wurde. Das war eine von insgesamt 16 Ehrungen, die Horst Ruoss für seine vielfältigen Verdienste erhielt. Zu diesen Ämtern gehörte ab 2006 auch die Zuständigkeit für verschiedene Mastersteams im DHB. Nach über 15 – natürlich – erfolgreichen Jahren dort hat er sich erst vor wenigen Tagen dort verabschiedet.
„Alles hat seine Zeit, und jetzt kommt die Zeit der schönen Erinnerungen. Bevor ich von jemand entsorgt werde, muss ich es selbst tun“, sagt der rüstige Rentner mit einem Augenzwinkern. An nachlassender Gesundheit liegt es nicht. Auch mit mittlerweile 85 Jahren ist Ruoss noch kerngesund, steht nach wie vor zweimal die Woche auf dem Hockeyplatz und hat seit einiger Zeit die U12-Jungen des HC Ludwigsburg unter seinen Fittichen. „Vor allem Wandern hält mich fit“, sagt er über seinen Lebenswandel, gleichwohl auch ein Schluck Rotwein nicht fehlen darf. „Die deutsche Hockeyfamilie sagt Danke für sechs Jahrzehnte Trainertätigkeit, darunter 46 Jahre für den DHB“, so Henning Fastrich in Mannheim zum neuen Träger der Paul-Reinberg-Plakette.

Die große Bühne des Final-Four nutzte die DHB-Führung auch, um neben Horst Ruoss zwei weitere verdiente Persönlichkeiten des deutschen Hockeys zu ehren. Bereits beim Ordentlichen Bundestag Anfang Mai in Berlin wurde Friedrich K. Dietrich – neben „Ben“ Glubrecht – zum Ehrenmitglied des DHB gewählt. Nun erhielt der Bad Kreuznacher aus den Händen von DHB-Vizepräsident Christian Deckenbrock in Mannheim auch die entsprechende Urkunde. Deckenbrock lobte dabei noch einmal den jahrzehntelangen Einsatz Dietrichs im Landesverband Rheinland-Pfalz/Saar (zeitweise auch als Präsident, zuvor viele Jahre als Sportwart) und im DHB als Staffelleiter-Urgestein der 2. Bundesliga und als Mitglied im Spielordnungsausschuss. Die goldene DHB-Ehrennadel hatte „Friedel“ Dietrich bereits 2008 erhalten.
In die Riege der Träger der Goldenen Ehrennadel aufgestiegen ist in diesem Jahr Michael Green. Der Welthockeyspieler des Jahres 2012 legte - so brachte es DHB-Präsident Henning Fastrich in seiner Laudatio wie schon beim Bundestag auch in Mannheim noch einmal auf den Punkt – eine doppelte Karriere auf höchstem Hockeyniveau hin. Erst als Nationalspieler (dabei Welt- und Europameister, zweifacher Olympiateilnehmer 1996 und 2000) und später als langjähriger Vorsitzender der FIH-Athletenkommission, als Turnierarzt bei Olympischen Spielen und als Mitglied des FIH Exekutive Boards, des wichtigsten Gremiums im Welthockey. lim

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