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Paul-Philipp Kaufmann: „Wir haben alles, was eine gute Hallenmannschaft ausmacht“

Eigentlich hat er seine Hockeyzelte seit zwei Jahren in den Niederlanden aufgeschlagen, doch in der Hallensaison zieht es Paul-Philipp Kaufmann immer gerne in seine Mannheimer Heimat zurück. Mit seinen TSV-Herren hat er gerade die Qualifikation für das DM-Viertelfinale geschafft. Doch der 27-Jährige verhehlt nicht, dass er und der TSV in den nächsten Wochen mehr wollen. Dass es den Olympiateilnehmer von Tokio allerdings auch schmerzt, den Sprung ins Nationalteam für die Olympia-Qualifikation im Oman nicht geschafft zu haben, lässt Kaufmann im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner nicht unerwähnt.

 

Herr Kaufmann, Glückwunsch zum vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale. Ist das Saisonziel damit schon erreicht oder ist der TSV doch erst zufrieden, wenn der Gruppensieg endgültig unter Dach und Fach ist?

PAUL-PHILIPP KAUFMANN: Absolut richtig. Mit etwas anderem werden wir uns nicht zufrieden geben. Es war von Anfang an unser Ziel, dass wir Süd 1 werden und somit das Viertelfinale in eigener Halle spielen dürfen. Es ist erfahrungsgemäß immer eine Riesenfreude, dieses Spiel zuhause spielen zu dürfen. Mit der Stimmung, die dann bei uns in der Halle herrscht, wird das zu etwas ganz Besonderem. Das wissen wir aus den letzten Jahren. Außerdem wollen wir uns natürlich auch eine bessere Ausgangslage verschaffen.

 

Die vorzeitige Qualifikation hat Ihr Team unter anderem durch einen deutlichen 10:5-Erfolg im Spitzenspiel gegen den Münchner SC erreicht. Im Hinspiel sorgte der MSC noch für den einzigen Punktverlust des TSV im Saisonverlauf, jetzt führte Ihr Team zur Halbzeit schon mit 7:0. War der deutliche Spielverlauf auch für Sie etwas überraschend?

Ich persönlich kann ehrlicherweise gar keinen Vergleich ziehen, da ich im Hinspiel in München noch gar nicht dabei war. Eine Überraschung würde ich es allerdings nicht unbedingt nennen. Höchstens in der Hinsicht, wie viel bei uns schon zusammenlief. Wir hatten vor dem Wochenende zwei Trainingseinheiten nach zehn Tagen Pause. Dafür sind wir in dem Spiel sehr gut in Fahrt gekommen. Wir haben das erste Mal in dieser Saison unser gesamtes Potenzial abgerufen, zumindest sind wir im ersten Durchgang da herangekommen. Ich verzeihe uns dann auch, dass die zweite Halbzeit dann etwas fahriger wurde. Dass so viel direkt wieder zusammenläuft, hätte ich nicht unbedingt erwartet. Dass wir aber an diesem Niveau kratzen können, wusste ich.

 

2019 stand der TSV Mannheim in der Halle das erste und bisher auch letzte Mal in einem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Sie waren damals schon mit von der Partie, erzielten auch einen Treffer im Finale. Trauen Sie ihrer Mannschaft dieses Jahr zu, erneut so weit zu kommen, wenn nicht sogar noch weiter?

Ich traue der Mannschaft Ähnliches zu - und auch noch mehr. Denn sollten wir so weit kommen, wollen wir dann auch gewinnen. Also ja, definitiv. Es fühlt sich sehr gut an. Wir kommen langsam in unseren Flow, sodass ich dieser Mannschaft alles zutraue. Die Endrunde 2019 war für den ganzen Verein ein Mega-Event. Es ist damals ein richtiger Ruck durch den ganzen Verein gegangen. Das wollen wir wiederholen. Es ist unser absolutes Ziel, ins Final-Four einzuziehen, und da ist dann alles möglich, auch wenn sich das jetzt wie eine Floskel anhört. Wir haben mittlerweile eine sehr gute Mischung in unserer Truppe. Als diese Mannschaft damals quasi gestaltet wurde, waren wir noch sehr jung. Wir sind zusammen gewachsen und älter geworden. Wir haben einen guten Mix aus Erfahrung, aus Torjägern, aus Strategen, aus Individualisten und einem sehr guten Torhüter. Alles, was eine gute Hallenmannschaft ausmacht.

 

Dafür müssten Sie im Viertelfinale die Hürde gegen eine Mannschaft aus dem Westen, vermutlich den Zweitplatzierten, meistern. Die Spitzenteams aus dem Westen sind personell besonders geschwächt durch die Abwesenheit der vielen Nationalspieler. Kalkulieren Sie so etwas schon im Vorhinein ein oder macht Sie dieser Umstand dann automatisch zum Favoriten?

Ehrlich gesagt kann ich dazu gar nichts sagen, da wir uns noch gar nicht mit irgendeiner West-Mannschaft befasst haben. Es ist uns auch ziemlich egal, ob oder welcher Nationalspieler dabei ist oder nicht. Das tangiert uns nicht.

 

Paul-Philipp Kaufmann (in weiß) im TSV-Heimspiel gegen den Münchner SC (links Max Flößer). Die Mannheimer wollen nicht nur den Gruppensieg und ins Final-Four, sondern schielen mehr oder weniger deutlich Richtung Meistertitel.
Foto: Foto2press

In Deutschland verbindet man ihren Namen logischerweise mit dem TSV Mannheim. Doch seit nunmehr zwei Jahren spielen sie in der holländischen Hoofdklasse bei HC Den Bosch. In der Halle kehren Sie jedoch nun zum TSV zurück und spielen nicht etwa „Zaalhockey“, wie Hallenhockey in den Niederlanden genannt wird. Ist die deutsche Hallen-Bundesliga generell attraktiver?

Ja, deutlich. Auch wenn ich noch nicht dort in der Halle gespielt habe und eigentlich kein Vergleich ziehen könnte. Aber die ganzen Rahmenbedingungen sind hier anders. Es wird ganz anders gelebt und auch angesehen in Deutschland. Das hat man ja auch zuletzt nochmal am Rückzug der holländischen Nationalmannschaften gespürt. Das hat uns „Indoor-Experten“ in Holland natürlich nochmals getroffen. Da hat man nun mehrere Spiele an einem Tag, die ganze Saison ist dann in drei bis vier Wochen durchgespielt. Da ist es hier in Deutschland schon deutlich kompetitiver. Es war also für mich keine Frage, dass wenn ich die Halle spielen kann, dass ich sie in Deutschland spiele und dann natürlich in meinem Heimatverein. Das ist für mich auch etwas Schönes. Das ganze Team ist eigentlich mein Freundeskreis. 

 

Hand aufs Herz. Auch wenn die Hallensaison für Sie sehr erfolgreich läuft bisher und eine Menge Spaß bereitet, gibt es Momente, in denen Sie jetzt auch lieber im Oman wären und mit der deutschen Nationalmannschaft um die Olympia-Qualifikation auf dem Feld spielen würden?

Keine Frage, selbstverständlich. Klar wäre ich gerne bei den Jungs, aber die Entscheidung ist nun einmal so getroffen worden. Es gibt aber Schlimmeres, als mit dem TSV Mannheim um die Deutsche Meisterschaft zu kämpfen. Von daher bin ich sehr gut aufgefangen worden.

 

Lebt der Traum von den zweiten Olympischen Spielen 2024 in Paris dennoch weiter für Sie?

Der Traum lebt ganz klar und noch so lange, bis die Mannschaft für Paris steht. Wie es sich entwickelt, hängt von mehreren Faktoren ab. Wir haben im Februar noch einen Pro-League-Block in Argentinien, mein Ziel ist es, hier dabei zu sein. Ich bin bereit dafür und habe Bock.

 

Vielen Dank für das Gespräch!