28.07.2024 - Ein Glanzstück war das Auftaktspiel der deutschen Damen am Sonntagvormittag sicherlich nicht, aber durch den allemal verdienten 2:0 (1:0)-Arbeitssieg über Japan sind die ersten drei Punkte auf der Habenseite.
Das Stadion 2 war zuschauertechnisch fest in deutscher Hand. Wie bei einem Heimspiel dominierten die Anfeuerungsrufe und auch vielen deutschen Flaggen auf der Tribüne. Bis auf zwei Halbchancen, die sich die Japanerinnen in der 5./6. Minute erarbeiteten, hatte die deutsche Mannschaft die Partie früh gut im Griff. Nach einer nicht verwerteten ersten Ecke (3.) näherte man sich ab der 10. Minute kontinuierlich dem Führungstreffer an. Hatten Horn und Stapenhorst noch knapp verfehlt, traf dann Charlotte Stapenhorst, als Kapitänin Lorenz einen Ball hart vor den Kasten geflankt hatte. Torhüterin Nakamura ließ nach vorne abprallen, wo „Stapy“ mit ihrem bekannten Torriecher die Situation am schnellsten erfasst hatte und per Heber den Ball ins Netz beförderte (12.).
Im zweiten Viertel sah Torhüterin Kubalski das Spiel nur von der Ferne – es spielte sich ausschließlich jenseits der deutschen Viertellinie ab. Die deutsche Dauerüberlegenheit ergab allerdings nur durch Stapenhorst und Fleschütz (beide mit der Rückhand vorbei) zwingende Torchancen. Auch zwei weitere Ecken (Zimmermann) führten bis zur Halbzeit nicht zum zweiten Treffer, der eigentlich längst verdient gewesen wäre.
Zu Beginn der zweiten Hälfte schaffte es Japan nach leichten deutschen Ballverlusten dann wieder ein paar Mal Richtung deutscher Kreis, aber richtig gefährlich wurde es nicht. Eine Halbchance von Nolte, drei von Japan parierte Ecken (zweimal Kurz, einmal Lorenz) sowie ein von Nakamura entschärfter Lorenz-Schuss waren die eher magere Ausbeute in den Offensivbemühungen des dritten Viertels. Auch ein lautstarkes Coaching von Trainer Altenburg, der „noch fünf Minuten Powerhockey“ von seinen Schützlingen einforderte, hatte in seinem Effekt aufs Spiel nur begrenzte Wirkung.
Jette Fleschütz im Sturmlauf gegen Japan. Nicht alle Angriffsbemühungen der deutschen Damen verliefen zwingend. Am Ende reichte es trotzdem zu zwei Treffern. Foto: Kaste
Dass bei einem 1:0 jede Gegneraktion, die dem eigenen Kasten nahekommt, zur Gefahr fürs Ganze wird, zeigte sich erstmals nach 48 Minuten. Da kam Japan über links zu seinem ersten Abschluss aufs Tor. Kubalski rettete, im Nachschussgetümmel wenige Meter vor der deutschen Torlinie passierte zum Glück nichts.
Nach einem abgefangenen japanischen Abschlag waren erst Lorenz und dann Stapenhorst so unbehindert in ihren Abschlussmöglichkeiten, dass man ohne weiteres von hundertprozentigen Chancen sprechen darf. Erstaunlich, wie es Nakamura schaffte, gegen die beiden Deutschen den Treffer zu verhindern. Auch die anschließende siebte Ecke (Lorenz) drehte die Torfrau stark um den Pfosten. Aus deutscher Sicht die Erlösung stellte sich dann vier Minuten vor Schluss ein, als Nike Lorenz bei der achten und letzten deutschen Ecke die Lücke fand – nämlich genau durch die Beine der sonst unüberwindlich scheinenden Torhüterin.
Bemerkenswert, dass erst zwei Minuten vor Ende der fairen Partie die erste grüne Karte gezeigt wurde. Deutschland ging ganz ohne Zeitstrafe und auch ohne gegnerische Ecke aus dem Spiel. So etwas kommt normalerweise selten vor.
Die offizielle Matchstatistik wies am Ende 37:12 Kreiseintritte, 25:4 Torschüsse und 8:0 Ecken aus.
Und noch eine Ecke für die deutsche Mannschaft gegen Japan. Erst der achte und letzte Versuch führte dann zum erlösenden 2:0. Foto: DHZ
Stimmen:
Valentin Altenburg: Wir sind neben den ersten drei Punkten schon zufrieden mit dem Input. Sicherlich hätte man sich das irgendwie leichter machen können, wenn wir früher auf die Anzeigentafel gekommen wären. Auf der anderen Seite ist Japan eine der wenigen Mannschaften, gegen die wir in diesem Jahr noch nicht gewonnen haben. Das war für uns auch die Möglichkeit einer Revanche, weil wir es im Januar beim Olympia-Qualifier nur mit einem Unentschieden rausgegangen sind. Wir haben uns in den letzten Jahren gegen Japan immer die Zähne ausgebissen, das haben wir heute nicht, die Zähne sind noch drin. Und von daher ist es ein souveräner Sieg, sicherlich mit Luft nach oben. Auch wenn das zweite Tor lange nicht fiel, haben es die ganze Zeit probiert und haben wirklich die 60 Minuten genutzt, um viele auch gute Torchancen herauszuspielen. Das ist jetzt auch nicht neu, dass die japanische Torhüterin zu den Besten der Welt gehört. Klar, da waren noch ein paar Tore mehr drin, aber die heben wir uns halt für später auf. Morgen gegen die Niederlande wird es ein ganz anderes Spiel, das kann man gar nicht mit dem heutigen vergleichen.
Sonja Zimmermann: Es ist ganz normal, bei einem olympischen Turnieren kleines Kribbeln zu spüren, ein bisschen aufgeregt zu starten. Ich würde trotzdem letzten Endes sagen, der Input hat gestimmt, wir können mit drei Punkten zufrieden sein, wir haben es letzten Endes souverän über die Bühne gebracht. Mit dem frühen ersten Tor ist bei vielen schon mal einiges an Druck abgefallen, und natürlich ist es auch eine Erleichterung, wenn man weiß, man ist auf dem richtigen Weg. Auch wenn wir gerne früher das zweite Tor nachgelegt hätten, haben wir zu keiner Sekunde das Gefühl gehabt, dass wir das Spiel heute abgeben können. Auch im kleineren Stadion war die Stimmung trotzdem einmalig. Gerade nach den Spielen in Tokio, wo es totenstill außen rum war, ist das etwas ganz Besonderes. Und es macht noch viel mehr Spaß, wenn man so große Unterstützung von deutschen Fans auf der Tribüne hört und das Gefühl hat, vor heimischer Kulisse zu spielen.
Nike Lorenz: Es ist natürlich mega, mit einem solchen Erfolg ins Turnier zu starten. Die Erleichterung ist vor allem groß, dass es nach gefühlt ewigem Warten nun tatsächlich losgegangen ist und man jetzt man jetzt ins Rollen kommen kann. Es war heute ein mühsames Spiel. Japan hat top verteidigt, wir heute nicht megastark angegriffen. Aber wir sind geduldig und auch hartnäckig geblieben und haben immer dran geglaubt, dass wir das Ding noch reinmachen. Im Abschluss können wir auf jeden Fall noch konsequenter werden.