07.08.2024 –Am Halbfinaltag der Damen enden die Goldträume von Deutschland-Bezwinger Argentinien. Wie schon häufiger scheitern die Südamerikanerinnen an den Niederlanden. Später am Abend ziehen unter den Augen des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach die Chinesinnen nach, die Belgien im Shoot-out schlagen.
Das erste Spiel ist die Neuauflage des Olympia-Finals von Tokio 2021 und des jüngsten WM-Endspiels 2022. Die Niederländerinnen gewannen jeweils 3:1 und lassen auch im Pariser Halbfinale nichts anbrennen. Dabei muss das Oranje-Team erstmal mit einem kleinen Schock klarkommen, als Stürmerin Joosje Burg einen harten, flachen argentinischen Freischlag, der von ihrem eigenen Schläger hoch abgefälscht wird, ins Gesicht bekommt (13.). Mit blutender Nase wird Burg in die Kabine gebracht, kann aber zur zweiten Hälfte auf den Platz zurückkehren.
Burg verpasst die Phase, in der ihr Team den Grundstein für den Finaleinzug legt. In der 21. Minute verliert die bis dahin aufmerksame argentinische Abwehr die gegnerische Stürmerin Luna Fokke aus den Augen. Fokke wird auf Höhe der Viertelfinale fast an der Außenlinie mit einem langen Ball bedient. Sie steuert diagonal Richtung Kasten. Statt mit der Vorhand (und aus spitzerem Winkel) abzuziehen, legt sich die Angreiferin den Ball aus vollem Lauf noch schnell auf die Rückhand und wischt ihn aus sechs, sieben Metern Torentfernung an Cosentino vorbei ins lange Eck – ein super Treffer zum 1:0. Und das 2:0 folgt nur fünf Minuten später. Diesmal ist Fokke die Vorlagengeberin. Ihre Flanke von links lenkt Laura Nunnink aus kurzer Distanz an Cosentino vorbei in den Kasten.
Ein Menschenmeer fast gänzlich in orange. Das Damen-Halbfinale zwischen den Niederlanden und Argentinien gerät zur holländischen Matchdemonstration, auf und neben dem Spielfeld. Foto: DHZ
Argentinien, das in der ersten Halbzeit keinen einzigen Torschuss abgeben kann, sieht die Felle schon bald nach Beginn der zweiten Hälfte davonschwimmen. In der 35. Minuten verwandelt Yibbi Jansen die zweite Ecke des Oranje-Teams mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit zum 3:0. Es ist ihr achtes Turniertor. Argentinien stemmt sich in der Folge noch einmal gegen die Niederlage, kann aber keine seiner am Ende immerhin acht Ecken (Holland: 4) und ein paar wenige Feldabschlüsse verwerten. Veenendaal macht einen starken Eindruck. Und so endet die Partie klarer, als das 11:12 Schüsse und 18:11 Kreiseintritte aus holländischer Sicht vielleicht ahnen lassen.
Unter den Augen des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach geht das zweite Halbfinale über die Bühne. Belgien und China liefern sich einen engen Fight, der spielerisch um einige Klassen hinter dem ersten Match des Tages zurückbleibt. Nach 18 Minuten schiebt Meirong Zhou im Nachfassen die von Belgien auf der Linie parierte erste chinesische Strafecke in den Kasten. Nach dem Führungstreffer überlässt China dem Gegner weitgehend das Spiel und verlegt sich ganz auf die Defensive. Ein Rezept, das lange aufgeht. Belgiens Dauerdruck führt zu ein paar wenige Feldchancen und insgesamt zehn Ecken (China: 3; auch 14:4 Schüsse und 17:11 Kreiseintritte sprechen für Belgien ). Bei der letzten Ecke klappt es dann endlich. Im Nachschuss knallt Emma Puvrez den Ball zum 1:1 (59.) ins Netz. Sekunden vor Ablauf der Spielzeit gibt es dann noch direkt vor der Ehrentribüne mit dem IOC-Chef eine ganz und gar nicht hockey-like Rangelei, die zu je einer gelben Karte auf jeder Seite führt.
Im Shoot-out sieht alles nach einem belgischen Triumph aus, als erst Englebert und dann Blockmans mit einem frechen Heber vom Kreisrand an die Unterkante der Latte das Team von Raoul Ehren mit 2:0 in Führung bringt, weil Chinas erste Schützin Chen scheitert. Aber dann wendet sich das Blatt. Ballenghien, Raisir und Marien scheitern alle an Torhüterin Ye, und He, Zou und Na verwandeln ihre Bälle zum 3:2-Endstand für China. Umso erstaunlicher, als die Asiatinnen in der Pro League alle ihre Shoot-outs (vier) verloren haben, unter anderem gegen Belgien.
Und so stehen die mit nur zwei Siegen aus der Gruppenphase gegangenen Chinesinnen tatsächlich im Endspiel. Für Trainerin Alyson Annan ist es eine Neuauflage. In Tokio war sie mit Hollands Damen im Finale, diesmal wird sie gegen ihre alte Mannschaft um Gold spielen.
.