Bundesrat tagte am 22. Mai erstmals als Videokonferenz
26.05.2020 - Die Corona-Pandemie schuf manche Premiere. Auch im Hockey hat man sich in den letzten Wochen an manch Neues gewöhnen müssen. Am vergangenen Freitag fand nun erstmals eine Bundesratssitzung des Deutschen Hockey-Bundes als Videokonferenz statt.
Eigentlich war das lange vorher terminierte Treffen von DHB-Präsidium und Vorstand mit den Vorsitzenden der Landesverbände in Mannheim am Vorabend des Final-Four um die Deutsche Meisterschaft 2020 vorgesehen. Die Sportveranstaltung musste wegen Corona längst abgesagt werden und die Tagung der Mandatsträger nun auf ein virtuelles Zusammentreffen ausweichen. „Das war eine gelungene Sache. In großer Runde wurde drei Stunden lang konzentriert und mit hoher Disziplin die umfangreiche Tagesordnung abgearbeitet“, sagt DHB-Präsidentin Carola Meyer im Gespräch mit der DHZ über die von DHB-Generalsekretär Heiko von Glahn moderierte Videokonferenz.
Ziemlich genau ein Jahr nach ihrer Wahl an die Spitze des Verbandes fasste Meyer die erste Hälfte der Legislatur ihres Präsidiums in einer kurzen Rede zusammen. „Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten manche Baustelle schließen können, einige größere Themen lassen sich nicht so schnell erledigen, und neue Themen haben wir auf die Agenda genommen“, so Carola Meyer über die nicht weniger gewordene Arbeit für sie und ihr Team.
Wichtiger Bestandteil der Videokonferenz war der Blick auf die Finanzen. Der zuständige Vizepräsident Marc Stauder informierte die „Landesfürsten“ ausführlich über den DHB-Haushalt 2019, die Planung für 2020 und Ausblicke auf 2021. „Die Kassenlage ist nicht gerade rosig, wir müssen hier und da den Rotstift anlegen“, beschreibt Carola Meyer gegenüber der DHZ die Situation, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Positiv vermerkt die Präsidentin in diesem Zusammenhang, dass die aktuellen Sponsoren dem DHB trotz der vor allem durch Corona angespannten Lage die Treue gehalten haben, allen voran Real als Hauptpartner des DHB sowie BASF, Reece und Volvo E.R.B. Auto Zentrum als Premiumpartner. „Da gibt es auch mit allen aktiven Kontakt und eine gute Zusammenarbeit“, so Meyer, die als Beispiel die jüngste Volvo-Gewinnspielaktion für alle Hockeyvereine oder die Trainings- und Ernährungstipps von Real mittels Videoclips mit den Nationalkadern hervorhebt.
Die Präsidentin informierte den Bundesrat darüber, dass sich der Deutsche Hockey-Bund beim europäischen Verband um die Ausrichtung der Feld-Europameisterschaften 2023 und um mehrere Hallen-Europameisterschaften bewerben will. „Bei der Hallen-EM wollen wir 2022, 24 und 26 die Veranstaltungen nach Deutschland holen. Ob das Doppel- oder Einzelturniere der Damen und/oder der Herren sein können, muss noch geklärt werden“, erklärt Carola Meyer die internationale Veranstaltungsoffensive des DHB. Gleichzeitig sei man mit dem Weltverband FIH in ständigem Austausch bezüglich der geplanten Fortsetzung der wegen Corona unterbrochenen Pro-League-Saison.
In der Verbandsgeschäftsstelle in Mönchengladbach kehrt nach coronabedingtem Herunterfahren (vieles wurde in den vergangenen Wochen von den Mitarbeitern im Homeoffice erledigt) langsam der gewohnte Betrieb zurück. Eine Veränderung gibt es trotzdem: Der geschäftsführende DHB-Vorstand besteht inzwischen nur noch aus Generalsekretär Heiko von Glahn und Sportdirektor Heino Knuf. Diesem Gremium nicht mehr angehören die Direktorinnen Finanzen (Sarah Pentzien) und Jugend (Wibke Weisel). „Da haben wir uns der Struktur anderer Fachverbände angepasst, die den Generalsekretär und Leistungssportverantwortlichen in dieser hervorgehobenen Rolle der Verwaltung sehen. Und beide Posten sind bei uns eben derzeit mit Männern besetzt“, sieht Carola Meyer keine Gender-, sondern eine Strukturfrage.
Ferner teilte die Präsidentin mit, dass die DHB-Führung an einem Strategieplan für die nächsten fünf, sechs Jahre arbeitet. Da gehört sicherlich auch die Lösung eines Themas hinein, das unter dem Stichwort „Internet-Relaunch“ vom Vorgängerpräsidium als offene Baustelle hinterlassen wurde. „Das ist ein echtes und leider auch sehr finanzaufwändiges Mammut-Projekt. Und auch wenn nach außen hin noch immer nicht sehr viel sichtbar ist, so kann ich versichern, dass wir hinter den Kulissen an dem Thema wirklich dran sind“, so Carola Meyer über die Anstrengungen, das zur Sportorganisation (Spielerpässe, Elektronischer Spielberichtsbogen, Datenbank etc.) längst unerlässlich gewordene Netzwerk zukunftsfähig zu gestalten wie auch die Informationsquellen auf Bundes- und Länderebene weiterzuentwickeln.
Aus den Landesverbänden berichtete der Bundesausschussvorsitzende Michael Timm, dass dort drei Tage zuvor bei einer eigenen Videokonferenz der Entschluss gefasst wurde, die unterbrochene Feldsaison 2019/20 der Aktivenspielklassen nicht zu annullieren, sondern sie fortzusetzen und bis Sommer 2021 zu verlängern. So hatte es ja bereits die Mehrheit der Bundesligavereine für ihren Bereich beschlossen gehabt. Wie die Regional- und Landesverbände dies genau ausgestalten wollen, bleibt ihnen überlassen. „Da mischt sich der DHB, außer allgemeingültigen Bestimmungen der Spielordnung, nicht ein. Das können die Länder alleine bestimmen“, bestätigt Carola Meyer. Wie es mit dem gerade brachliegenden Spielverkehr der Jugend weitergehen wird, soll am 6. Juni bei einer Telefonkonferenz des Bundesjugendvorstandes und der Landesjugendwarte entschieden werde
Die nächste Bundesratssitzung ist für 13./14. November 2020 anberaumt. „Vielleicht können wir uns dann ja auch wieder wie gewohnt treffen. So positiv diese Videokonferenz jetzt auch lief, ein richtiges Beisammensein kann es halt doch nicht ganz ersetzen“, so abschließend die Präsidentin.
lim